Verschiedene Farben in der Kleidung sind nicht nur Ausdruck wechselnder (Kleider-) Moden.
Sie können auch politische und religiöse Gesinnung ausdrücken, sie haben heraldische Bedeutung und sie finden so Verwendung in Abzeichen von Zünften, Vereinen und staatlichen Einrichtungen. Ihre Werte- und Standessymbolik differieren nach Ländern und Überzeugungen.
Für die Kleidung wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich Naturfarbstoffe pflanzlichen oder tierischen Ursprungs verwendet. Erst 1856 wurde der erste künstliche organische Farbstoff aus Steinkohlenteer (Anilin-Farbstoff) synthetisiert.
Weiß
In den verschiedensten Lebenszusammenhängen begegnet uns die Farbe weiß: Taufe, Kommunion, Hochzeit, Totenhemd. Sie wird getragen von den höchsten kirchlichen Würdeträgern, dem Bischof und dem Papst. Traditionelle und moderne Berufe werden in weißer Kleidung ausgeübt, ebenso einige Sportarten. Eine große Rolle spielt das elegante weiße Kleid in der Mode der Jahrhunderte, die weiße Weste im 19. Jahrhundert, aber auch das weiße Hemd und allgemein die weiße Wäsche und ihre aufwendige Pflege. Weiß symbolisiert die Unschuld und die Reinheit, die absolute Wahrheit im christlichen Zusammenhang. Bei der Berufskleidung, im Sport und bei der Unter-, Bett, Tisch-Wäsche stehen hygienische Anforderungen neben den ästhetischen oder auch ständischen Gesichtpunkten (Mediziner = Herrgott in Weiß) im Vordergrund.
Gelb
Vor allem im Mittelalter liebte man Gelb als Kleiderfarbe, insbesondere wenn sie dem Glanz des Goldes angeglichen war. Um diesen Ton zu erreichen, mischten die Färber Gelbholz und Wau, die gebräuchlichsten Substanzen zum Gelbfärben von Textilien.
Negativ besetzt war Gelb in den blassen, fahlen Tönen, gelb als Farbe der Galle, des Neides und des Judas. Seit dem 13. Jahrhundert kennzeichnete man so Randgruppen der Gesellschaft.
Rot
Unter den verschiedenen Rottönen wurde Purpur zu allen Zeiten mit der Idee königlicher Souveränität und weltlicher Macht verbunden. Färbungen mit echtem Schneckenpurpur umfassen eine Farbskala von blaustichigem Karminrot zum dunklem Violett. Aufgrund seiner Kostbarkeit und Farbechtheit war der Purpurfarbstoff, als dessen Entdecker die Phönizier gelten, teuer und hochgeschätzt. Waren die hochwertigen Purpursorten allein dem kaiserlichen Gebrauch vorbehalten, so kannte man bereits im 1. Jahrhundert billige Färbeverfahren mit Indigo und Krapp, um den begehrten Ton zu erreichen.
In den folgenden Jahrhunderten identifizierte man Purpur immer stärker mit tiefroten oder karmesinfarbigen Tönen. Das leuchtende Rot dagegen wurde die königliche Festfarbe schlechthin und war Zeichen richterlicher Hoheit.
In der Mode im Italien des 15. Jahrhunderts wurde Rot als erste und schönste Farbe hervorgehoben, vergleichbar mit Feuer und Rubin galt sie als angemessen für junge Leute, für Richter und für Personen von Stand. Am beliebtesten unter den Rottönen war der Scharlach. Der Begriff wurde zunächst allgemein auf Wollstoffe mit leuchtender Farbigkeit angewendet, ging dann auf rotgefärbte Stoffe über und bezeichnete schließlich ein lebhaftes, leuchtendes Rot. Eine ganze Skala von Rottönen wurde mit dem von der Kermeslaus gewonnenen Karmin erzielt, wobei der teure Farbstoff allerdings nur für hochwertige Stoffe verwendet wurde. Erst nach der Eroberung Mexikos gelangte im 16. Jahrhundert mit Cochenille ein weit kräftigerer Farbstoff in den europäischen Handel und verdrängte den Kermes in der Folge.
Blau
Blau ist die Farbe des Himmels: das helle leuchtende Ultramarin des Tages und der dunkle fast schwarze Ton der Nacht. Mit der weltlichen Macht ist die Farbe seit dem 13. Jahrhundert im Blau des Königsmantels der französischen Könige verbunden und wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Hoffarbe Ludwig des XIV. allgemeine Modefarbe in Frankreich. Auch die Fürsten der übrigen europäischen Höfe folgten dem französischen Beispiel.
Andererseits galt Blau, mit wachsender Bedeutung der schwarzen Farbe in der Standestracht seit dem 16. Jahrhundert, als Kennzeichen der unteren Schichten. Blaue Kleidung trugen Dienstboten, Handwerker, Waisenkinder und Almosenempfänger. Blaue Arbeitskleidung, die in den Fabriken des 19. Jahrhunderts getragen wurde, hat auch im 20. Jahrhundert ihre Bedeutung beibehalten und wurde in den zwanziger Jahren durch Overalls ergänzt. Die Jeans, die der Duetsche Levi Strauß in Amerika seit 1850 aus strapazierfähigem blauen Baumwollstoff herstellte, wurde in den dreißiger Jahren von amerikanischen Collegestudenten als Freizeitkleidung entdeckt und wurde zwischen 1960 und 1970 weithin akzeptierte Alltagskleidung.
Grün
Die Farbe der Wiesen, der sprießenden Natur, des Frühlings und besonders des Monats Mai galt als angemessene Farbe für die Kleidung junger Leute, Verlobter und jungverheirateter Frauen. In manchen Landstrichen war grün auch als Hochzeitsfarbe verbreitet. Das lichte Maigrün stand in hohem Ansehen. Es wurde aus einer Mischung von Waid und Wau gefärbt. Grün trug man bei der Jagd und ist Farbe der Forstleute.
Grün ist eine mittlere und vermittelnde Farbe, beruhigend, erfrischend, die Farbe der Beschaulichkeit und der Hoffnung.
Schwarz
Symbolisch wird Schwarz meist negativ gefasst: Nacht, Vernichtung, Tod, Totenreich. Es ist damit die Farbe der Trauer schlechthin. Nach der vorherrschend bunten Farbigkeit des Mittelalters wurde seit dem 15. Jahrhundert Schwarz im Bürgertum wegen seiner Einfachheit zur beliebtesten Farbe. Auch Königshäuser und der Adel bevorzugten schwarze Kleidung, die in Kontrast mit Schmuck eine unnahbare Strenge und Würde ausstrahlt. Jon Molloy, populärster Kleiderberater Amerikas, empfahl 1983: Je dunkler der Anzug oder das Kostüm seien, desto mehr Autorität strahle der Träger aus. Bis ins 19. Jahrhundert wurde schwarz durch Auslaugen von Blauholz und bis in die 50er Jahre noch mit Ruß erzielt.